14. Welche Möglichkeiten bietet die multimodale Therapie ?

In den letzten Jahren wurde in Zusammenhang mit der Behandlung des Bronchialkarzinoms der Begriff „multimodale Therapie“ geprägt.
In Bezug auf das Bronchialkarzinom bedeutet „multimodal“ die Anwendung mehrerer Therapieverfahren (Operation, Chemotherapie und Bestrahlungstherapie), um das bestmögliche Behandlungsergebnis und die größtmögliche Heilungschance zu erreichen (siehe auch Kapitel 12).
Gerade aufgrund der schlechten Heilungsaussichten des Bronchialkarzinoms gab es und gibt es immer wieder Bestrebungen, die Therapie zu verbessern.
Bei den nicht-kleinzelligen Tumoren (Plattenepithelkarzinom, Adenokarzinom, Großzelliges Karzinom) bietet eine Operation die größte und leider zumeist auch einzige Chance auf eine Heilung.
Nach Möglichkeit sollten diese Tumoren also operiert werden.
Bei Tumoren im Stadium III A, also Tumoren, die lokal weit fortgeschritten sind (Einwachsen in Umgebungsstrukturen oder Befall umliegender Lymphknoten), ist eine vollständige Tumorentfernung nicht möglich. Durch kombinierte Vorbehandlung mittels Chemotherapie und Bestrahlungstherapie (siehe auch Kapitel 13 und 14) wird nun versucht, diese Tumoren soweit zu verkleinern, dass sie anschließend durch eine Operation doch noch vollständig entfernt werden können.
Da bei Lungentumoren im Stadium III A noch keine Fernmetastasen vorliegen, besteht nach einer gelungenen Operation eine Heilungschance.
Die Therapie besteht in der Regel aus mehreren (zumeist 4) Behandlungszyklen einer Polychemotherapie im Abstand von 3 – 4 Wochen mit intensivierter Dosis, zeitgleich mit den letzten Chemotherapiezyklen wird zusätzlich eine etwa 3-wöchige Bestrahlung eingeleitet (Zielvolumendosis etwa 45 Gy), die Operation erfolgt etwa 2 Wochen nach Bestrahlungsende.
Neben den üblichen Lungenfunktions- und Röntgenuntersuchungen sind bei der multimodalen Therapie ein Computertomogramm des Thorax, eine Bronchoskopie und Mediastinoskopie in Narkose sowohl vor als auch nach der kombinierten Chemo-/Bestrahlungstherapie erforderlich.
Der Chance auf eine Heilung dieser zunächst nicht-operablen Tumoren stehen
  • wiederkehrende Krankenhausaufenthalte über einen Zeitraum von etwa 5 Monaten
  • zwei Mediastinoskopien in Narkose
  • eine hohe Nebenwirkungs- und Komplikationsrate gegenüber.

Nicht jeder Patient im Tumorstadium III A kommt für diese Therapie in Frage. Die multimodale Therapie ist sowohl seelisch als auch körperlich sehr belastend, im Einzelfall müssen Vor- und Nachteile abgewogen werden. Insbesondere bei „jüngeren“ Patienten ohne Begleiterkrankungen ist sie zu erwägen.

Häufige Komplikationen bzw. Nebenwirkungen sind:

  • allgemeine Abgeschlagenheit
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Strahlendermatitis
  • Strahlenstomatitis und Strahlenösophagitis
  • Strahlenpneumonitis
  • Knochenmarkschädigung mit schwerer Panzytopenie
Für Patienten mit Lungentumoren im Stadium III B, die zwar auch keine Fernmetastasen aufweisen, aber lokal noch weiter fortgeschritten sind als Tumoren im III A-Stadium, bestehen widersprüchliche Studienergebnisse. Sie profitieren nicht eindeutig von der multimodalen Therapie. Diese Frage wird jedoch derzeit im Rahmen weiterer Studien geklärt.