16. Wie behandelt man Schlafapnoe?

So gut wie nie tritt eine spontane Besserung der Beschwerden im Laufe der Jahre ein.
Zumeist verschlimmert sich der Befund mit zunehmendem Lebensalter.
Dieses ist verständlich, wenn man bedenkt, dass viele Bindegewebe im Laufe des Lebens zunehmend erschlaffen und viele Muskeln an Ausprägung abnehmen und die Koordination der einzelnen, an der Atmung beteiligten Muskeln über die Innervation durch die Nervenbahnen schlechter wird, so dass letztlich ein Kollaps der oberen Atemwege begünstigt wird.
I Konservative (nicht-operative) Behandlung:
Gewichtsreduktion
Bei übergewichtigen Schlafapnoe-Patienten kann die alleinige deutliche Gewichtsreduktion als Therapie ausreichen. Die Umstellung der Ernährungsgewohnheiten, (evtl. mit Unterstützung eines Ernährungsberaters) und vermehrte körperliche Betätigung sind daher die günstigsten und gleichzeitig ursächlich wirkenden Therapiemöglichkeiten bei obstruktiver Schlafapnoe.
Schlafhygiene
Unter „Schlafhygiene“ versteht man allgemeine Maßnahmen, die sich günstig auf die Schlafqualität und damit auch auf die Therapie einer Schlafapnoe auswirken.
Dazu zählen
  • Alkoholverzicht
  • Schlafmittelverzicht
  • regelmäßige Schlaf-Wach-Zeiten
  • ruhige nächtliche Umgebung und gemäßigte Zimmertemperatur
  • Vermeiden von Nacht- und Wechselschichten.
Bei einigen Patienten reichen allein diese Maßnahmen aus, die Beschwerden deutlich zu bessern.
In der überwiegenden Zahl der Fälle sind es aber nur Begleitmaßnahmen, die zusätzlich zu einer der nachfolgend beschriebenen Therapieformen durchgeführt werden.
Körperposition
Oftmals treten Atemaussetzer häufiger in Rückenlage als in Seiten- oder Bauchlage auf, was unter anderem dadurch zu erklären ist, dass in Rückenlage die Zunge nach hinten fällt und die Atemwege verschließt.
Aber nur in seltenen Fällen treten die Atemaussetzer ausschließlich in Rückenlage auf. Findet sich aber eine streng rückenlage-abhängige Schlafapnoe, so kann eine Lagerungs-Therapie erfolgreich sein.
Dazu wird ein Schaumstoffkeil in das Schlafanzugoberteil eingenäht, oder eine hierfür speziell entwickelte Rückenlageverhinderungsweste verwendet, so dass der Patient nicht mehr auf dem Rücken liegen kann und demzufolge keine Atemaussetzer mehr auftreten.
Auch sind Sensoren entwickelt worden, welche einen Warnton bei Rückenlage geben und über eine hierdurch ausgelöste Weckreaktion die Apnoe beenden sollen und den Patienten längerfristig konditionieren sollen, die Rückenlage zu verlernen. Studienergebnisse welche den Erfolg belegen, sind z.Zt. jedoch nur für die Rückenlageverhinderungswesten verfügbar.
Medikamentöse Therapie
Trotz vieler Versuche mit  verschiedensten Medikamenten hat sich bisher kein Medikament bewährt.
Retardiertes Theophyllin in einer Dosierung zwischen 100 und 500 mg (20 Minuten vor dem Schlafengehen) führte zu einer Reduktion der zentralen Apnoen durch eine Steigerung des Atemantriebs und zu einer Reduktion der apnoeassoziierten Weckreaktionen. (Javaheri et. Al. 1996, N Engl. J Med)
Aber
  • 20 % der Schlafapnoe-Patienten sprechen nicht an
  • es tritt ein Gewöhnungseffekt nach einigen Monaten ein
  • bei mittelschwerer und schwerer Schlafapnoe ist Theophyllin nicht
    erfolgreich.
Auch wurden vereinzelt Erfolge nach Gabe von Protriptylin, einem nicht müde machendem Antidepressivum berichtet.
Der Wirkstoff Azetazolamid führt über eine pH-Wert-Verschiebung im Blut  zu einer Steigerung des Atemantriebs. In Einzelfällen ist diese Therapie bei Patienten mit  zentralen Schlafanoen erfolgreich. Für die Behandlung der obstruktiven Schlafapnoe besteht keine Wirksamkeit.
CPAP-Therapie
Die CPAP-Therapie ist die erfolgreichste Therapie einer Schlafapnoe.

Der Australier Sullivan fand 1981 heraus, dass man die kollapsgefährdeten, oberen Atemwege im Schlaf stabilisieren kann, wenn man über die Nase einen Überdruck zwischen 5 und 20 mbar  in den Atemwegen aufbaut. Auf diese Weise werden die Atemwege geschient (vergleichbar einem Fahrradschlauch, der aufgepumpt wird).
Man benötigt hierzu eine Druckluftpumpe (funktioniert wie ein Gebläse), ein Schlauchsystem und eine festsitzende Nasenmaske.
Sullivan nannte diese Therapie CPAP-Therapie (Continous Positiv Airway Pressure), weil durch diese Konstruktion kontinuierlich ein positiver Atemwegsdruck aufgebaut wird.

Durch die kontinuierliche Überdruckbeatmung kann man sowohl alle Schnarchgeräusche als auch alle Atemaussetzer vollständig beseitigen, allerdings nur für die Dauer dieser Beatmung. Der aufgebaute Druck ist jedoch nicht so hoch, dass der Patient „aufgeblasen“ wird, sondern lässt eine Ausatmung der eingeatmeten Luft zu.
Ein Druck von 12 mbar  auf den Atemwegen ist etwa so, wie wenn man auf der Autobahn bei Tempo 140 km/h den Kopf aus dem Fenster steckt und dann ein- und ausatmet.

Trotz dieser zunächst abschreckend anmutenden Therapie ist die Langzeitakzeptanz bei den Patienten sehr gut, zumal sich bei ~ 80 % der Patienten das Befinden nach Therapieeinleitung deutlich verbessert. Allerdings zeigten Studien, dass nach mehreren Jahren nur etwa 50% der Patienten das Gerät regelmäßig anwenden.

Nachteilig können sein
  • das Austrocknen der Mund – und Nasenschleimhäute. Dieses geschieht insbesondere, wenn der Mund in der Nacht geöffnet wird und der über die Nasenmaske aufgebaute Überdruck durch den Mund entweicht (hier kann die Verwendung einer Maske helfen, welche den Mund miteinschließt).
  • Durch die Austrocknung der Nasenschleimhaut kann diese anschwellen und die Nasenatmung behindern (dem kann man mit öligen Nasentropfen oder einem speziellen, teilweise bereits in die Geräte eingebauten Atemluftbefeuchter entgegenwirken) die Druckstellen im Bereich der Maske (es gibt inzwischen über 50 verschiedene Maskenformen und Maskengrößen von unterschiedlichen Herstellern, notfalls ist sogar die individuelle Anfertigung einer Nasenmaske für einen Patienten möglich)
  • die Bindehautreizung durch einen ständigen Luftstrom in Richtung der Augen bei geringen Maskenundichtigkeiten
  • die Lautstärke des Gerätes (die neuen Geräte-Generationen sind bereits im Vergleich zu ihren Vorgängern deutlich leiser geworden und werden in Zukunft noch leiser werden, darüber hinaus ist jedes Schnarchen deutlich lauter und störender als ein solches Gerät)
Viele Patienten sind der Meinung, sie schliefen mit offenem Mund. Dadurch würde über den Mund ständig Druck entweichen und eine Schienung der Atemwege unmöglich werden.
Glücklicherweise haben über 90 % aller Patienten im Schlaf den Mund geschlossen. Bei den wenigen, die den Mund regelmäßig öffnen, kommen Kinnbinden (die das Aufklappen des Mundes verhindern) oder Nasen-Mund-Masken (die sowohl Nase als auch Mund umschließen) zur Anwendung. Auch können spezielle Bissschilde aus Silikon verwendet werden, welche ein Entweichen der Luft aus dem Mund verhindern.
Die Einstellung auf eine solche CPAP-Therapie muß in einem Schlaflabor erfolgen.
Zum Einen ist sehr viel Erfahrung nötig, um die richtige Maske anzupassen. Zum Anderen – und das ist der Hauptgrund- benötigt jeder Patient sein spezielles Druckniveau und ggf. auch eine besonderen Modus der Druckeinstellung. Es ist nicht möglich, von der Anzahl der Atemaussetzer oder der Ausprägung der Schläfrigkeit auf die Höhe des benötigten Überdruckes zu schließen. Der Druck wird dementsprechend in der Therapie-Nacht so lange erhöht, bis keine oder nur noch wenige Atemaussetzer nachweisbar sind und der Schlaf sich wieder normalisiert hat. Selbstverständlich muß der Patient dazu während dieser Nacht wieder verkabelt werden.
In den Fällen, in denen das benötigte Druckniveau 12 mbar übersteigt oder der Patient den erreichten Überdruck nicht toleriert, kann ein sogenanntes BIPAP-Gerät (Bi-level Positiv Airway Pressure) eingesetzt werden, das beim jeden Ausatmen den Druck herunterreguliert und bei jedem Einatmen wieder erhöht.
Insbesondere für Patienten mit Herz-Vorerkrankungen, insbesondere einer Herzschwäche, einer koronaren Herzerkrankung sowie Herzmuskelerkrankungen ist diese Therapieform sinnvoll, da durch den geringeren Druck  während der Ausatmungsphase der Herzmuskel weniger Arbeit leisten muss.
Die derzeitige Entwicklung der Geräte geht hin zu einem automatischen oder auch sog. „intelligenten“ CPAP-Gerät, welches in der Lage ist, Atemaussetzer zu erkennen und dann selbständig das Druckniveau so lange erhöht, bis keine Atemaussetzer mehr auftreten und anschließend nach einer gewissen Zeit den Druck versuchsweise wieder absenkt. Die Geräte bezeichnet man als Auto-CPAP- bzw. APAP-Geräte.
Dadurch wird in Zukunft wahrscheinlich für viele Patienten die Therapie-Einstellung in einem Schlaflabor auf eine Nacht verkürzt werden können und auch Kontrolluntersuchungen nur noch auf einige wenige Problemfälle beschränkt werden.
Wenn auch Sie an einem Schlafapnoe-Syndrom leiden und über eine CPAP-Therapie nachdenken, dann sollten Sie aber wissen, dass jeder nCPAP-Modus Vor- und Nachteile haben kann.
In Deutschland werden alle drei Systeme, normales CPAP, Bi-level-Modus und Auto-CPAP angewendet. Welches dieser Systeme für Sie das Richtige ist, muss Ihr Arzt entscheiden.
Die CPAP-Therapie behandelt nur die Folgen (das heißt den Kollaps bzw. die Verengung der Atemwege) und nicht die Ursache der Erkrankung (die Erschlaffung der Muskulatur).
Wenn man die Therapie unterbricht oder beendet, treten innerhalb von 1 bis 3 Tagen die ursprünglichen Beschwerden wieder auf.
Daher ist die CPAP-Therapie eine lebenslange Therapie.
Wer sich aber einmal mit einem Betroffenen unterhalten hat oder selber betroffen ist und durch die Therapie seine Schaffenskraft am Tage wiedererhalten hat, der versteht, dass ein erfolgreich behandelter Patient sein CPAP-Gerät nie mehr freiwillig abgeben wird.
Kosten
Der Preis einer CPAP-Maske liegt zwischen € 150.- und  €250.-.
Eine individuell angefertigte Maske kostet etwa € 1000.-.
CPAP-Geräte liegen zwischen € 1800.- und  € 2500.-, BIPAP-Geräte zwischen €.3000.- und  € 3600.-.
Die Auto-CPAP-Geräte kosten je nach Hersteller um € 2500.-.
II Operative Behandlung: 

Bei Patienten, die an einem obstruktiven Schlaf-Apnoe-Syndrom erkrankt sind und bei denen eine anatomische Behinderung der Nasenatmung vorliegt, z.B. durch eine verbogene Nasenscheidewand und vergrößerte Nasenschwellkörper, erbringt eine operative Behebung der Nasenatmungsbehinderung in den meisten Fällen eine deutliche Besserung. Hier wird eine operative Begradigung der verbogenen Scheidewand (Septumplastik) in Kombination mit einer Verkleinerung der die Nase zu sehr einengenden vergrößerten Nasenschwellkörper (Nasenmuscheln=Conchae) am schonensten mittels laserchirurgischer Methoden (Laser-Conchotomie) vorgenommen. Bei Einengung des Rachens durch vergrößerte Gaumenmandeln, einen verdickten Zungengrund oder durch einen tiefhängenden weichen Gaumen muss nach vorheriger genauer Untersuchung durch einen Operateur mit viel Erfahrung in der Therapie von obstruktiven Schlafstörungen entschieden werden, ob eine Gaumenmandelentfernung (Tonsillektomie), und/oder ggf. operative Straffung des weichen Gaumens sinnvoll erscheint. Auch hier haben sich die gewebeschonenderen laserchirurgischen Verfahren (Laser-assozierte Uvulaplastik=LAUP) gegenüber den älteren radikaleren Operationsmethoden bewährt. Die klassische Uvula-Velo-Pharyngo-Plastik=UVPP führte in manchen Fällen zu einer unangenehmen, oftmals auch bleibenden Folge beim Schlucken von Speisen und Flüssigkeiten. Die Nahrung wird über den Rachen nach oben verschluckt und gelangt (quasi „von hinten“) in die Nase. Die Ursache war eine zu radikal durchgeführte operative Kürzung des weichen Gaumens. Durch die Anwendung der gewebeschonenderen laserchirurgischen Verfahren, wird diese unangenehme Komplikation vermieden.
Bei Patienten mit einer leichtgradigen Schlafapnoe oder bei denen nur ein obstruktives Schnarchen ohne Apnoen vorliegt, kann ein operativer Eingriff  im Bereich der oberen Atemwege, sofern er den sinnvoll erscheint, einen deutlichen Erfolg bringen. Bei Patienten mit einer schwergradigeren Schlafapnoe ist in den meisten Fällen eine Behandlung mittels Überdruckbeatmung (CPAP/VPAP-Therapie) und falls notwendig  eine kombinierte Therapie mittels oben genannter operativer Maßnahmen erfolgreich. Eine alleinige operative Behandlung bringt in diesen schweren Fällen  i.d.R. keine ausreichende Besserung der Erkrankung.