15. Wann behandelt man Schlafapnoe?

Wenn ein Mensch mehr als 10 Atemaussetzer pro Stunde hat, so liegt definitionsgemäß eine Schlafapnoe-Erkrankung vor.
Man teilt den Schweregrad der Erkrankung nach der Anzahl der Atemaussetzer grob in 3 Gruppen ein:
Leichtgradig = 10 – 20 Aussetzer pro Stunde
Mittelgradig = 20 – 40 Aussetzer pro Stunde
Schwergradig = mehr als 40 Aussetzer pro Stunde.
Bei der Einschätzung des Schweregrades muss aber auch die Verteilung berücksichtigt werden. Wenn zum Beispiel ein Patient in 2 aufeinanderfolgenden Stunden 60 Atemaussetzer hat und in den anderen 4 Stunden seines Schlafes keinen Einzigen mehr, kommt er in der Berechnung auf einen Schnitt von 10 Aussetzern pro Stunde. Dieses gilt als gerade noch normal.
Trotzdem ist der Schlaf in den besagten 2 Stunden erheblich gestört, was durchaus zu Tagesmüdigkeit führen kann.
 

Desweiteren spielt auch die Länge der Atemaussetzer eine Rolle.
15 Atemaussetzer pro Stunde von gerade einmal 10 Sekunden Dauer sind sicherlich weniger schlimm als 10 Atemaussetzer pro Stunde, von denen jeder Aussetzer aber über 1 Minute dauert.
 

Auch das Ausmaß der Sauerstoffentsättigungen im Blut muss bewertet werden.
Sicherlich sind 20 Atemaussetzer pro Stunde, die zu keiner Sauerstoffentsättigung des Blutes führen, weniger gefährlich als 15 Atemaussetzer pro Stunde, bei denen der Sauerstoffgehalt im Blut um 50 % absinkt.
 

Auch hängt der Schweregrad der Erkrankung vom Ausmaß der Beeinträchtigung ab.
Es läßt sich leicht vorstellen, dass der Arzt einen Patienten mit nur 5 Atemaussetzern pro Stunde, der aber tagsüber kaum noch leistungsfähig ist, weil er ständig einschläft, behandeln wird, während er einen anderen Patienten mit der gleichen  Anzahl von Atemaussetzern, der überhaupt keine Beschwerden außer seinem Schnarchen hat, nicht behandeln wird.
 

Bei der Entscheidung, eine Therapie einzuleiten, müssen neben der Schwere einer Schlafapnoe-Erkrankung auch eventuelle Begleiterkrankungen berücksichtigt werden. Bei Atemstörungen bzw. Schlafstörungen nach einem Schlaganfall hat man herausgefunden, dass die geschädigten Körperfunktionen deutlich schneller wiederhergestellt werden, wenn man nicht nur den Schlaganfall, sondern auch die Schlafapnoe behandelt.
Gleiches gilt für das gleichzeitige Vorliegen von Schlafapnoe und Herzschwäche. Auch hier kann sich die Herzschwäche deutlich bessern, wenn man nicht nur diese, sondern auch die Schlafapnoe behandelt.
Wie schwergradig eine Schlafstörung also ist und ob man sie behandeln muss, hängt also nicht allein von der Anzahl der Atemaussetzer pro Stunde ab, sondern auch von anderen Faktoren.
Die Entscheidung über die Notwendigkeit der Behandlung sollte daher dem Spezialisten überlassen werden.