10. Wie unterscheidet man „gesunden“ Schlaf von „gestörtem“ Schlaf ?

Der Schlaf fasziniert seit Jahrhunderten den Menschen.
Astronomen, Schriftsteller, Mediziner, Psychologen und viele andere haben sich mit dem Phänomen „Schlaf“ und dessen Bedeutung für den Menschen beschäftigt.
Sie wissen sicher,
  • dass der Mensch einem 24-stündigen Schlaf-Wach-Rhythmus mit einem Schlafbedürfnis nachts und entsprechender Wachheit am Tage unterliegt.

Aber wissen Sie auch,

  • dass die Steuerung dieses Schlaf-Wach-Rhythmus sich in einem kleinen Bereich des Gehirns, dem Hypothalamus und dem unteren Stammhirn, befindet?
  • dass es nicht nur einen Schlafstoff im Blut gibt, sondern Schlaf- und Wachzustände durch mehrere Stoffe im Blut zusammen mit der Aktivierung verschiedener Nervenbahnen ausgelöst werden?
  • dass, wird die Hell-Dunkel-Rhythmik aufgehoben (zum Beispiel indem man über mehrere Tage in einem künstlich beleuchteten Raum ohne Tageslicht und andere äußere Zeitgeber lebt), der Mensch in einen 25-Stunden-Rhythmus verfällt?
    Die „innere Uhr“ hat also eigentlich keinen 24-stündigen, sondern einen 25-stündigen Tag, wird aber durch äußere Zeitgeber auf 24 h synchronisiert.
  • dass außer diesem Schlaf-Wach-Rhythmus noch weitere regelmäßig wechselnde Phasen im Schlaf existieren?
    Die ersten Hirnstrom-Messungen (EEG = Elektro-Enzephalo-Gramm) zur Untersuchung des Schlafes fanden in den späten 20er Jahren statt, in den Jahren danach wurden zusätzlich die Augenbewegungen, die Muskelbewegungen, der Herzschlag usw. während des Schlafes aufgezeichnet.
    1953 wurde der sogenannte REM-Schlaf entdeckt, der Schlaf mit den raschen Augenbewegungen (R E M = Rapid Eye Movement), der weitgehend dem sogenannten Traumschlaf entspricht.
    1955 wurden erstmals Schlafzyklen beschrieben.
    Der Schlaf läuft also nicht gleichförmig über 6 bis 8 Stunden ab, sondern kann in mehrere, immer wiederkehrende  Phasen von Leichtschlaf- Tiefschlaf- Traumschlaf-  Leichtschlaf- Tiefschlaf- Traumschlaf …  unterteilt werden.
    Eine solche Phase (Leichtschlaf- Tiefschlaf- Traumschlaf) dauert in der Regel 90 Minuten und wiederholt sich 4 bis 5 mal in einer Nacht.
  • dass in der ersten Nachthälfte mehr Tiefschlaf vorherrscht (weswegen uns unsere Großeltern schon erzählten, dass der Schlaf vor Mitternacht der erholsamste Schlaf sei),
    während in der zweiten Nachthälfte der Traumschlafanteil zunimmt (weswegen man sich oftmals besser an seine Träume erinnern kann, wenn man frühmorgens aus dem Schlaf gerissen wird, als wenn man spätabends noch einmal aufwacht)?
  • dass bei Neugeborenen der Traumschlafanteil am Gesamtschlaf noch > 50 % beträgt, beim Erwachsenen aber nur noch 20 bis 25 %,
    und der Tiefschlafanteil bei einem jungen Menschen bei ~20 % liegt, bei einem  60-Jährigen bei ~5 % und beim noch älteren Menschen manchmal völlig ausbleibt?
  • dass sich nicht nur Traumschlaf und Nicht-Traumschlaf (also Leichtschlaf und Tiefschlaf zusammengenommen) abwechseln, sondern während des normalen gesunden Schlafes auch regelmäßige Veränderungen des Blutdrucks, der Atemfrequenz, der Körpertemperatur, der Muskelspannung sowie des Erektionszustandes auftreten?
  • dass es im Schlaflabor eigens eine nächtliche Registrierung der Peniserektionen (die sogenannte „Phallographie“) mit der Messung von Penisumfang und Penissteifheit gibt?
    Diese Messung wird allerdings nur selten durchgeführt, zumeist wenn Potenzstörungen bestehen. Bei normalem Schlaf (ausreichender Tiefschlaf- und Traumschlafanteil) gilt eine geschwächte oder fehlende Erektion während des Schlafes als Beleg für eine körperliche Störung und schließt eine seelische Störung weitgehend aus, da während des Schlafes psychische Faktoren (z.B. Versagensängste) keine Rolle spielen.
    Eine signifikante Erektionsschwäche liegt vor,
  • wenn die längste vollständige Umfangserhöhung weniger als 5 Minuten dauert
  • wenn die größte Umfangszunahme weniger als 4 Millimeter beträgt
  • wenn die Penissteifheit (gemessen als die Kraft, die an der Penisspitze aufgewendet werden muß, um den Penisschaft um 30° zu beugen) weniger als 500 Gramm beträgt.

Potenzstörungen, die durch eine Schlafapnoe-Erkrankung verursacht sind, können unter der Schlafapnoe-Therapie verschwinden.

Schlaf läßt sich mittels einer Messung der Hirnströme (EEG = Elektro-Enzephalo-Graphie) anhand der unterschiedlichen Hirnstrom-Wellen in verschiedene Schlafstadien einteilen.
Um auch den Traumschlaf und die Wachzustände besser abgrenzen zu können, misst man zusätzlich die Augenbewegungen und die Muskelspannung (mittels Elektroden wie beim EEG)
Man unterscheidet nach einer seit 1968 gültigen Klassifikation von Rechtschaffen und Kales 4 Nicht-Traumschlafstadien (2 Leichtschlafstadien und 2 Tiefschlafstadien), den Traumschlaf und den Wachzustand.

Bei normalem, gesunden Schlaf verteilt sich die Gesamtschlafzeit bei einem jungen Erwachsenen auf

  • < 5 %   Wachzustand
  • 20 – 25 %  REM-Schlaf (Traumschlaf)
  • 5 %  Schlafstadium 1 (Leichtschlaf)
  • 45 – 50 % Schlafstadium 2 (Leichtschlaf)
  • 15 – 25 % Schlafstadium 3 (Tiefschlaf).

Die Anzahl von Weckreaktionen aus dem Schlaf heraus (sogenannte „Arousals“) liegt unter 15 pro Stunde.

Bei gestörtem Schlaf
  • vermindert sich in erster Linie der Tiefschlafanteil (Schlafstadium 3),
  • vermindert sich auch der REM-Schlaf (Traumschlaf-)anteil,
  • nimmt die Anzahl der Weckreaktionen deutlich zu (> 15 pro Stunde).