17. Gibt es Früherkennungsmethoden von Lungenkrebs ?

Lungenkrebs hat bis heute eine sehr schlechte Prognose mit einer 5-Jahres-Überlebensrate von 5 – 13 %. Je früher die Diagnose gestellt wird, desto größer sind die Heilungsaussichten. Daher wurden neben Röntgenverfahren auch andere Methoden zur Früherkennung entwickelt. Bislang hat aber keine Methode so überzeugt, dass sie Eingang in die Routinediagnostik gefunden hat und für alle Menschen uneingeschränkt empfohlen werden kann.
Röntgen-Reihen-Untersuchungen
Bei der Anwendung von Röntgen-Thorax-Aufnahmen zur Frühdiagnostik ist immer zu berücksichtigen, dass Tumoren erst ab einem Durchmesser von etwa 1 cm erkennbar werden. 13-15 % der neu diagnostizierten Bronchialkarzinome sind im Röntgenbild nicht zu sehen.
Große Studien mit bis zu 30.000 Patienten haben ergeben, dass bei 4-6 monatlichen Kontrollen des Röntgen-Thorax-Bildes [teilweise sogar in Kombination mit einer gezielten Befragung nach Symptomen und einer Sputumzytologie (siehe unten)] zwar die Rate an Früherkennungen und damit die Rate an Krebsoperationen steigt, sich die Gesamtüberlebenszeit dieses Patientenkollektivs im Vergleich zu nicht routinemäßig untersuchten Patienten aber nicht nachweislich verbessert.
Demzufolge werden regelmäßige Röntgen-Thorax-Untersuchungen der gesamten Bevölkerung nicht empfohlen.
Regelmäßige Röntgen-Thorax-Untersuchungen von Risikogruppen scheinen sich hingegen in einem statistischen Gewinn an Lebensjahren niederzuschlagen. Daher wird bei Rauchern über 45 Jahren, die eine Packung und mehr pro Tag rauchen sowie bei beruflich Schadstoffexponierten (Asbestkontakt, Radonkontakt) eine Röntgen-Thorax-Kontrolle in etwa jährlichen Abständen empfohlen.
Nach wie vor stellt aber Nichtrauchen und Nichtröntgen eine wirkungsvollere Maßnahme dar als Rauchen und Röntgen.
Sputumzytologie und DNA-Bildzytometrie
Auswurf (Sputum) kann aufgearbeitet und nach Färbung unter dem Mikroskop auf maligne und dysplastische Zellen untersucht werden (Sputumzytologie).
Benutzt man dieses Verfahren zur Diagnosesicherung bei bestehendem Tumorverdacht, so beträgt die Sensitivität (Empfindlichkeit) durchschnittlich 64 %, die Spezifität (Sicherheit der Diagnose) ist mit durchschnittlich 97 % sehr hoch.
3 Proben von 3 verschiedenen Tagen sind ausreichend.
Die Treffsicherheit hängt nicht vom Tumorstadium, Tumortyp (kleinzellig/nicht-kleinzellig) oder Sitz des Tumors, sondern von der Qualität des Sputums („Auswurf aus der Tiefe“), der sorgfältigen Aufbereitung des Materials und der Erfahrung des Untersuchers ab.
Benutzt man dieses Verfahren bei beschwerdefreien Risiko-Patienten zur Frühdiagnostik, so findet man sicherlich seltener Tumorzellen als bei Patienten mit bereits bestehendem Tumorverdacht, jedoch bleibt die Empfindlichkeit ähnlich hoch. Leider ist dieses Verfahren sehr personal und damit kostenaufwendig (ca. 8 Minuten pro Probe) und es gibt nicht nur in Deutschland zu wenig qualifizierte Laboratorien mit geschultem Personal, um diese Methode auf viele Patienten auszuweiten.
Daher wurde versucht, die Zelluntersuchung zu automatisieren. Dazu mißt man den DNA-Gehalt der Zellkerne (Erbsubstanz) halbautomatisch mittels eines sogenannten DNA-Bildzytometers. Dysplastische oder bereits bösartige Zellen besitzen einen höheren DNA-Gehalt („Aneuploidie“). Die Treffsicherheit dieses Verfahrens ist durchaus hoch, jedoch sind die Geräte den Erfordernissen der Sputumuntersuchung noch nicht ausreichend angepasst.
Dementsprechend sind weder die Sputum-Zytologie noch die DNA-Zytometrie etablierte Früherkennungsmethoden.
Autofluoreszenz-Bronchoskopie
Das Prinzip der Autofluoreszenz-Bronchoskopie basiert auf der Anwesenheit von natürlichen Farbstoffen (Chromophoren) in der Bronchialschleimhaut.  Nach Stimulation durch Licht einer bestimmten Wellenlänge (Blaulicht) senden diese Farbstoffe Fluoreszenzlicht aus. Im Bereich bösartiger Schleimhautveränderungen schwächt sich sowohl das eindingende als auch das austretende Licht ab, was zu einer bronchoskopisch sichtbaren Änderung der Schleimhautfarbe führt. Diese Stellen können dann gezielt biopsiert und auf Krebszellen untersucht werden.
Bei der Suche nach tumorösen Veränderungen im Frühstadium bietet diese Methode einen leichten Zugewinn an Informationen gegenüber der alleinigen „normalen“ Weißlicht-Bronchoskopie. Ebenso kann sie gezielt in den Fällen eingesetzt werden, in denen Tumorzellen nachgewiesen wurden, ohne das sich im Röntgenbild oder in der Computertomographie tumorverdächtige Veränderungen abgrenzen ließen.
Empfehlungen, beschwerdefreie Risikogruppen regelmäßig fluoreszenz-bronchoskopisch zu untersuchen, können angesichts der wenigen, bisher durchgeführten Studien nicht ausgesprochen werden. Bislang hat diese Methode zur Krebs-Früherkennung beschwerdefreier Patienten nicht überzeugt.