06. Was leistet die Bronchoskopie ?

Die Bronchoskopie  ist die zentrale Maßnahme in der Lungenkrebsdiagnostik.
Über die Hälfte aller Bronchialkarzinome sind mit dieser Methode direkt zu sehen.
Bei der „flexiblen Bronchoskopie“ gelangt man mit einem Bronchoskop normaler Größe (5 – 6 mm Durchmesser) etwa bis zur 4. oder 5. Aufteilung des Bronchialbaumes, bevor der Durchmesser der Bronchien den des Bronchoskopes unterschreitet.
Zur Vorbereitung sollte der Patient nach Möglichkeit 12 Stunden nüchtern bleiben und nicht rauchen.
In der Regel erfolgt vor der Untersuchung die Verabreichung von antitussiv wirksamen Medikamenten (Hydrocodon, Fentanyl) und Sedativa/Kurznakotika (Midazolam, Propofol) und während der Untersuchung eine lokale Betäubung des Bronchialsystems.
Die „starre Bonchoskopie“ erfolgt mittels eines starren Rohres bei überstrecktem Hals durch den Mund. Sie wird immer in Vollnarkose durchgeführt.
Die starre Bronchoskopie bietet gegenüber der flexiblen Bronchoskopie
  • den Vorteil der besseren Übersicht in den großen Bronchien (~ 10 mm Durchmesser),
  • den Vorteil der Entnahme größerer Schleimhaut-Proben mittels großer Biopsie-Zange sowie
  • die Möglichkeit einer sicheren Blutstillung auch bei größeren Blutungen.

Diesen Vorteilen steht ein erheblich höherer Aufwand, die Notwendigkeit einer Vollnarkose und ein höheres Verletzungsrisiko von Zähnen, Stimmbändern und Schleimhaut gegenüber.
Daher wird zunächst immer eine flexible Bronchoskopie durchgeführt.

Mit Hilfe der Bronchoskopie können
  • die Tumorausbreitung innerhalb des Bronchialsystems beurteilt werden (exophytisches Tumor-Wachstum, Tumorbefall der Schleimhaut ohne Einengung des Bronchialsystems, Lymphangiosis carcinomatosa)
  • die Ursache und der Ursprungsort von Komplikationen festgestellt werden (Hämoptysen, Belüftungsstörungen (Atelektasen), poststenotische Pneumonien, Heiserkeit durch Stimmbandlähmung)
  • Zell- und Gewebeproben entnommen werden.
Die Probeentnahme stellt den wichtigsten Schritt dar. Die Feststellung des Gewebetyps ist die Grundlage der Therapieentscheidung.
Der Untersucher hat die Möglichkeit
  1. mittels Bronchialspülung oder Einbringen eines Absaugkatheter über den Arbeitskanal des Bronchoskopes Bronchialflüssigkeit zu gewinnen,
  2. mittels eines Bürstenkatheters Schleimhautzellen in der Tiefe abzuschilfern,
  3. mittels einer Biopsie-Zange Proben aus dem sichtbaren Tumor und der sichtbaren Schleimhaut zu entnehmen.
  4. mittels eines Katheters mit Punktionsnadel die Bronchien im Bereich einer Aufzweigungsstelle zu durchstechen und Gewebe abzusaugen (perkarinale Nadelbiopsie). Dieses Verfahren wird angesichts geringer Trefferquoten selten benutzt.

    Die Anwendung dieser Methoden sowie die bronchoskopische Untersuchung insgesamt sind risikoarm. Äußerst selten kommt es zu Verletzungen von Kehlkopf, Stimmbändern, Luftröhre oder Bronchien.
    Ebenso ist das Auftreten stärkerer Blutungen die Ausnahme, allerdings finden sich regelhaft nach Gewebeentnahmen noch kurze Zeit kleinere Blutbeimengungen im Auswurf.
    Sollte im einsehbaren Bereich des Bronchialsystems kein Tumorgewebe zu sehen sein, so kann der Untersucher

  5. mittels Biopsie-Zange unter gleichzeitiger Röntgen-Durchleuchtung im Bereich des Tumors Gewebeproben entnehmen (transbronchiale Biopsie-Entnahme).

Einziges zusätzliches Risiko dieser Methode ist das Auftreten eines Pneumothorax (bei etwa jeder 30. – 40. Biopsie), der in den meisten Fällen die vorübergehende Anlage einer Thoraxdrainage erfordert, um die Lunge erneut zur Entfaltung zu bringen.
In über 70 % der Fälle lässt sich mit Hilfe des bronchoskopisch gewonnenen Materials eine sichere Diagnose stellen.

Eine Sonderform der Bronchoskopie stellt die Laser-Bronchoskopie dar, bei der über den Arbeitskanal des Bronchoskopes eine Laserquelle an (bösartige wie nicht-bösartige) Veränderungen herangebracht wird.
Je nach Art des Gerätes (Argon-Beamer, Neodym-YAG-Laser) und gewählter Leistungsstufe kann sowohl eine Koagulation (Verschorfung) von Oberflächen als auch eine Vaporisation (Verdampfung) ganzer Gewebeanteile durchgeführt werden. Im letztgenannten Fall ist eine starre Bronchoskopie  in Vollnarkose erforderlich.
Anwendung finden diese Verfahren beispielsweise zur Blutstillung von oberflächlich blutenden Tumoren im bronchoskopisch einsehbaren Bereich oder zur Wiedereröffnung von Luftröhre oder Bronchien, wenn diese durch ein Vorwachsen des Tumors hochgradig eingeengt oder bereits verschlossen und andere Verfahren (Operation, Bestrahlung) nicht durchführbar sind.