Allergie-Diagnostik

Die Hauttests

Die verschiedenen Hauttests sind die Grundlage der Allergendiagnostik. Es werden einzelne Substanzen oder Substanzgemische, die als Allergieauslöser in  Betracht kommen, auf die Haut aufgebracht und beobachtet, ob eine Reaktion auftritt. Reagiert die Haut auf einen bestimmten Stoff mit einer Blase (Quaddel), Rötung und/oder Juckreiz in deutlicher Ausprägung, so ist dieser Stoff als Allergen bei der entsprechenden Person identifiziert.

Die Auswahl der Allergene kann durch eine vorherige Befragung eingegrenzt werden. In aller Regel werden aber zumindest die häufigsten europäischen Standardallergene im Rahmen eines Suchtestes erfasst. Bei gezielten Fragestellungen -beispielsweise bei Wespen- oder Bienengift-Allergie und bestimmten Schimmelpilz-Sensibilisierungen- wird sich der Arzt auf diese wenigen Allergene beschränken. Der Allergietest dient dann als reiner Bestätigungstest.


Grundsätzlich unterscheidet man fünf verschiedene Testverfahren, deren Ziel es ist, die Vielzahl der allergieauslösenden Substanzen einzugrenzen:


1. Prick-Test

Methode:
Allergenlösungen werden auf den Unterarm getropft, anschließend wird mittels kleiner Nadeln (Lanzetten) die oberste Hautschicht durch den Tropfen hindurch aufgekratzt. Zum Vergleich wird ein Tropfen einer Histaminlösung (Positivprobe) und ein Tropfen einer physiologischen Kochsalzlösung (Negativprobe) herangezogen.

Die Negativprobe darf zu keiner Reaktion führen. Kommt es bei empfindlichen Personen dennoch zu einer Reaktion, ist dies ein Zeichen einer erhöhten mechanischen Irritierbarkeit der Haut. Die positive Reaktion eines Allergens im Prick-Tests ist dann nicht mehr aussagekräftig.

Die Positivprobe erzeugt bei jedem Menschen mit intakter Immunabwehr eine Quaddelreaktion. Tritt keine Reaktion auf, spricht dies für eine gestörte Abwehrlage. In diesem sind fehlende Reaktionen auf Allergene kein sicherer Hinweis darauf, daß keine Sensibilisierung vorliegt.

Vorbereitung:
Eine besondere Vorbereitung ist nicht erforderlich.
Antihistaminika, einige Psychopharmaka (u.a. Phenothiazine), Kortikosteroid-Salben und systemische Kortikosteroid-Präparate in höherer Dosierung beeinflussen das Untersuchungsergebnis und sollten daher rechtzeitig vor dem Prick-Test abgesetzt werden. Vor der Prick-Testung von Insektengiften ist es zudem unbedingt erforderlich, bestimmte Blutdruckmedikamente (Betablocker und ACE-Hemmer) abzusetzen bzw. auf andere Präparate umzustellen. Anderenfalls besteht die Gefahr, dass im Falle einer stärkeren systemischen Reaktion die notwendigen medikamentösen Gegenmaßnahmen nur unzureichend wirksam sind.

Ziel und Möglichkeiten der Untersuchung:
Durch das Aufkratzen der Hautoberfläche gelangt das Allergen in die Nähe der oberflächlichen Blutgefäße und in Kontakt zu den dort befindlichen Mastzellen. Die dadurch spätestens nach 30 Minuten auftretende Reaktion (allergische Reaktion vom Soforttyp oder Typ1-Reaktion) wird durch die gleichen Substanzen und Zellen des Abwehrsystems hervorgerufen, die auch Nesselsucht, Heuschnupfen, Asthma oder Kreislaufreaktionen auslösen können, bleibt aber in der Regel auf die Haut begrenzt.

Kommt es bei der Testlösung zu einer Rötung und einer Quaddelbildung an der Haut, die mindestens halb so groß wie die der Histaminlösung ist, wird die Reaktion als positiv bewertet. Positive Reaktionen bedeuten, dass der Patient für diese Substanzen empfindlich ist. Weitere Untersuchungen können dann notwendig sein, um zu erhärten, dass diese Substanzen auch die gesuchten Allergie-Auslöser sind (Inhalationstests, Bluttests etc.). Etwa 25 bis 30 Prozent jüngerer Menschen zeigen positive Hautreaktionen in einem Prick-Test, ohne dass sie allergische Beschwerden aufweisen.

Einfacher zu beurteilen ist eine negative Reaktion im Prick-Test. Der Patient besitzt gegenüber den getesteten Substanzen keine erhöhte Empfindlichkeit. Diese sind somit als Auslöser einer Allergie mit großer Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen.

Der Prick-Test ist das allgemein gebräuchlichste Hauttest-Verfahren, für die häufigsten Allergene stehen fertige Lösungen zur Verfügung.
Getestet werden üblicherweise:

  • Pollen (z. B. von Frühblühern (Birke, Erle, Haselnuss), Gräsern und Kräutern (Beifuss)),
  • Hausstaubmilben,
  • Schimmelpilze,
  • Haustiere,
  • Nahrungsmittel (Milch-, Eier- und Fischeiweiß, Hülsenfrüchte und Obst).

Die Aussagekraft ist für Pollen, Gräser und Hausstaubmilben sehr gut. Bei anderen Allergenen, z.B. Obst, Gemüse und Fleisch sind die kommerziellen Allergenlösungen oft nicht ausreichend lagerstabil, die Aussagekraft bei Verwendung solcher Lösungen daher gering. Bei diesen Allergenen ist es im Verdachtsfall sinnvoll, das einzelne Nahrungsmittel direkt als frisches Nahrungsmittel für die Testung zu verwenden.

Aufgrund der hohen Anzahl positiver Testreaktionen auch beschwerdefreier Personen sollte nur dann von einer Allergie gesprochen werden, wenn tatsächlich ein klinisches, also mit Symptomen einhergehendes, Beschwerdebild besteht.

Risiken:
Die sehr seltenen systemischen Reaktionen auf einen Prick-Test (bedrohlich wären in erster Linie Kreislaufkollaps oder/und Asthmaanfälle) treten in aller Regel innerhalb der ersten halben Stunde nach Testbeginn auf (also noch während der Wartezeit auf das Testergebnis), so dass noch ein Arzt zugegen ist und sofort Gegenmaßnahmen ergreifen kann.

Ausgeprägte, lokale Hautreaktionen können mit einer juckreizstillenden Salbe (Antihistaminikum) gelindert werden.


2. Intrakutan-Test

Methode:
Beim Intrakutan-Test wird die Testlösung in die Haut injiziert. Für die Testung dürfen ausschließlich sterile Allergen-Lösungen verwendet werden, die mittels einer Spritze mit sehr feiner Kanüle direkt in die Haut gespritzt werden.

Auch hier dient Histaminlösung als positive und physiologische Kochsalzlösung als negative Kontrolle. Die Reaktion wird analog zum Prick-Test abgelesen: Kommt es bei der Testlösung zu einer Rötung und einer Quaddelbildung an der Haut, die mindestens halb so groß wie die der Histaminlösung ist, wird die Reaktion als positiv bewertet.

Vorbereitung:
Eine besondere Vorbereitung ist nicht erforderlich.
Antihistaminika, einige Psychopharmaka (u.a. Phenothiazine), Kortikosteroid-Salben und systemische Kortikosteroid-Präparate in höherer Dosierung beeinflussen das Untersuchungsergebnis und sollten daher rechtzeitig vor dem Intrakutan-Test abgesetzt werden. Vor der Prick-Testung von Insektengiften ist es zudem unbedingt erforderlich, bestimmte Blutdruckmedikamente (Betablocker und ACE-Hemmer) abzusetzen bzw. auf andere Präparate umzustellen. Anderenfalls besteht die Gefahr, dass im Falle einer stärkeren systemischen Reaktion die notwendigen medikamentösen Gegenmaßnahmen nur unzureichend wirksam sind.

Ziel und Möglichkeiten der Untersuchung:
Der Intrakutan-Test ist deutlich empfindlicher als der Prick-Test, ergibt aber auch häufiger falsch positive Ergebnisse, vor allem bei Nahrungsmittelallergenen. Er wird hauptsächlich bei sogenannten „schwächeren“ Allergenen wie beispielsweise Schimmelpilzen und zur Ermittlung der Hyposensibilisierungs-Anfangsdosis bei Insektengift-Allergikern eingesetzt.

Risiken:
Das Auftreten allergischer Allgemeinreaktionen (Kreislaufkollaps oder/und Asthmaanfälle) kommt insgesamt selten vor,  jedoch häufiger als beim Prick-Test. Die Reaktionen treten in aller Regel innerhalb der ersten halben Stunde nach Testbeginn auf (also noch während der Wartezeit auf das Testergebnis), so dass noch ein Arzt zugegen ist und sofort Gegenmaßnahmen ergreifen kann.

Ausgeprägte, lokale Hautreaktionen können mit einer juckreizstillenden Salbe (Antihistaminikum) gelindert werden.


3. Scratch-Test

Methode:
Dieser Test verläuft verglichen mit dem Prick-Test in umgekehrter Reihenfolge, das heißt zunächst wird mit einer kleinen Nadel (Lanzette) die Haut aufgekratzt und dann die Testlösung aufgetragen.

Auch hier dient Histaminlösung als positive und physiologische Kochsalzlösung als negative Kontrolle. Die Reaktion wird analog zum Prick-Test abgelesen: Kommt es bei der Testlösung zu einer Rötung und einer Quaddelbildung an der Haut, die mindestens halb so groß wie die der Histaminlösung ist, wird die Reaktion als positiv bewertet.

Vorbereitung:
Eine besondere Vorbereitung ist nicht erforderlich.
Antihistaminika, einige Psychopharmaka (u.a. Phenothiazine), Kortikosteroid-Salben und systemische Kortikosteroid-Präparate in höherer Dosierung beeinflussen das Untersuchungsergebnis und sollten daher rechtzeitig vor dem Scratch-Test abgesetzt werden.

Ziel und Möglichkeiten der Untersuchung:
Im Vergleich zum Prick-Test wird ein etwas größeres Hautareal von 0,5 bis 1 cm aufgekratzt. Dies hat eine entsprechend größere Hautreizung und eine höhere Rate mechanischer Hautirritationen, aber auch überschießende allergische Reaktionen zur Folge, so dass der Test nicht immer eindeutig ausfällt.

Aus diesem Grund hat der Scratch-Test heute an Bedeutung verloren.

Risiken:
Systemische Reaktionen kommen beim Scratch-Test auf Grund des großflächigeren Allergenkontaktes häufiger vor als beim Prick-Test, sind aber insgesamt selten. Bedrohliche Zustände wie Kreislaufkollaps oder/und Asthmaanfall treten in aller Regel innerhalb der ersten halben Stunde nach Testbeginn auf (also noch während der Wartezeit auf das Testergebnis), so dass noch ein Arzt zugegen ist und sofort Gegenmaßnahmen ergreifen kann.

Ausgeprägte, lokale Hautreaktionen können mit einer juckreizstillenden Salbe (Antihistaminikum) gelindert werden.


4. Reib-Test

Methode:
Das Allergen beziehungsweise die native Testsubstanz, zum Beispiel ein verdächtiges Nahrungsmittel wie eine Mohrrübe oder ein Medikament wird mehrfach auf der Innenseite des Unterarms hin- und hergerieben, wodurch das Allergen in die Haut gelangt.

Auch hier dient Histaminlösung als positive und physiologische Kochsalzlösung als negative Kontrolle.

Vorbereitung:
Eine besondere Vorbereitung ist nicht erforderlich.
Antihistaminika, einige Psychopharmaka (u.a. Phenothiazine), Kortikosteroid-Salben und systemische Kortikosteroid-Präparate in höherer Dosierung beeinflussen das Untersuchungsergebnis und sollten daher rechtzeitig vor dem Reibe-Test abgesetzt werden.

Ziel und Möglichkeiten der Untersuchung:

Dieser Test wird dann eingesetzt, wenn eine hochgradige Sensibilisierung des Patienten besteht und eine andere Expositionsmethode -beispielsweise die orale Aufnahme von Nahrungsmitteln oder Medikamenten- ein zu großes Risiko einer systemischen Reaktion birgt. Durch den Reib-Test gelangen nur relativ kleine Allergenmengen über die Haut in den Körper.
Da dieser Test mit dem natürlichen Allergen durchgeführt werden kann, ist er auch geeignet, wenn die allergieauslösende Substanz nicht in industriell vorgefertigter Ausführung erhältlich ist. Dies betrifft Tierhaare (insbesondere exotischer Tiere), Holzstaub und Arbeitsstoffe.
Im Falle einer Allergie kommt es an der Kontaktstelle zu Hautrötung, Juckreiz und Quaddelbildung.

Risiken:
Die sehr seltenen systemischen Reaktionen auf einen Reib-Test (bedrohlich wären in erster Linie Kreislaufkollaps oder/und Asthmaanfälle) treten in aller Regel innerhalb der ersten halben Stunde nach Testbeginn auf (also noch während der Wartezeit auf das Testergebnis), so dass noch ein Arzt zugegen ist und sofort Gegenmaßnahmen ergreifen kann.

Ausgeprägte, lokale Hautreaktionen können mit einer juckreizstillenden Salbe (Antihistaminikum) gelindert werden.

5. Epikutan-Test

Methode:
Dieser Test ist auch als so genannter Pflaster-Test oder Patch-Test bekannt. Pflaster mit allergenhaltigen Substanzen werden dazu auf die Haut – üblicherweise am Rücken – aufgeklebt und nach etwa 48 Stunden abgelesen. Dieser Test dient vor allem zur Identifizierung von Typ-IV-Allergenen, die – vermittelt durchT-Helfer-Lymphozyten – zu allergischen Reaktionen vom verzögerten Typ führen.

Vorbereitung:
Eine besondere Vorbereitung ist nicht erforderlich. Bei vorbestehenden Hauterkrankungen, die den Rückenbereich betreffen sollte ein anderes, nicht vorgeschädigtes Hautareal gewählt werden. Eine Pflasterallergie macht die Durchführung des Testes in üblicher Weise unmöglich.

Antihistaminika (bei der Kontakturtikaria), einige Psychopharmaka (u.a. Phenothiazine) und topische (lokal angewendete) sowie systemische Kortikosteroid-Präparate beeinflussen das Untersuchungsergebnis und sollten daher rechtzeitig vor dem Epikutan-Test abgesetzt werden.

Ziel und Möglichkeiten der Untersuchung:
Durch den Epikutan-Test können in erster Linie allergische Kontaktekzeme, also beispielsweise Unverträglichkeiten gegen Nickel (Modeschmuck), Kobalt, Arbeitsstoffe, Kosmetika und Duftstoffe, aber auch Arzneimittelexantheme und die Kontakturtikaria (Allergie vom Soforttyp) untersucht werden.

Bei Verdacht auf eine besonders starke Sensibilisierung bietet sich der Epikutantest in offener Form an, da die Sofortreaktion weniger heftig ausfällt als im Pricktest, Scratch-Test oder  Intrakutan-Test. Die Testsubstanz wird dazu 1 bis 2 Stunden auf die Haut aufgebracht und nicht abgedeckt.

Je nach der Hautreaktion an den Stellen, an denen das Testmaterial auf die Haut aufgebracht war, lässt sich der Befund bewerten. Das heißt im Einzelnen:

  • Bleibt die Haut normal, liegt keine Allergie vor.
  • Ist sie leicht gerötet, besteht eine schwache Kontaktallergie. Eine starke Rötung, Quaddel- und Blasenbildung ist Ausdruck einer sehr ausgeprägten Kontaktallergie.
  • Eine nässende, scharf begrenzte Entzündung der Haut spricht für eine toxische Kontaktreaktion (durch die direkte chemische Wirkung des Stoffes) und gegen eine über das Immunsystem vermittelte Allergie. Eine Rötung fehlt in diesen Fällen weitgehend. Die Veränderung entsteht relativ rasch (innerhalb von Stunden) und bildet sich in dem üblichen Beobachtungszeitraum von 48 (bis 72 Stunden) bereits wieder zurück. Im Gegensatz dazu nimmt die Spättyp-Allergie innerhalb dieses Zeitraumes noch zu und verbleibt über Tage, bevor die Rückbildung beginnt.
  • Tritt eine Nesselsucht innerhalb von 30 Minuten ein, besteht eine Kontakturtikaria (Allergie vom Soforttyp oder Typ I-Allergie).

Mit dem Epikutantest kann man eine relativ große Anzahl von potenziellen Allergieauslösern gleichzeitig austesten. Die häufigsten Kontaktallergene sind in vorgefertigten Testpflastern der  europäischen Standardtestreihe enthalten. Für spezielle, berufsspezifische Fragestellungen gibt es eigens abgestimmte Testserien (Friseurreihe, Bäckerreihe, Desinfektionsmittelreihe, Konservierungsstoffreihe, Duftstoffreihe, Dentalreihe, Fotochemikalienreihe, Duftstoffreihe, Salbenreihe, Arzneistoffreihe u.v.m.).

Risiken:
Das Auftreten allergischer Allgemeinreaktionen (Kreislaufkollaps oder/und Asthmaanfälle) kommt sehr selten vor.

Bei Kontakturtikaria treten die Reaktionen in aller Regel innerhalb der ersten halben Stunde nach Testbeginn auf (also noch während der Wartezeit auf das Testergebnis), so dass noch ein Arzt zugegen ist und sofort Gegenmaßnahmen ergreifen kann.

Ausgeprägte, lokale Hautreaktionen können mit einer juckreizstillenden Salbe (Antihistaminikum) gelindert werden.